Krisenleitfaden vorgestellt
KOBLENZ/AHRTAL. Kurz vor dem dritten Jahrestag der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben die Handwerkskammer (HwK) Koblenz und die Versicherung Debeka in Bad Neuenahr-Ahrweiler einen neuen Leitfaden für Handwerksbetriebe zum Umgang mit Großschadenslagen in Folge von extremen Naturereignissen vorgestellt. Dieser Leitfaden soll Handwerksbetrieben helfen, sich auf Naturgefahren vorzubereiten, präventive Maßnahmen zu treffen und im Fall der Fälle richtig reagieren zu können.
Extremwetterlagen und ihre Folgen bestimmen immer wieder die Nachrichtenlage, so Anfang Juni in weiten Teilen Süddeutschlands. „Solche Ereignisse lassen sich nicht verhindern und wir müssen lernen, damit umzugehen. Dazu zählt auch, sich im Vorfeld besser vorzubereiten“, machten HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich und Präsident Kurt Krautscheid bei der Vorstellung des neuen Krisenleitfadens deutlich. Das Handbuch, eine Zusammenarbeit von HwK Koblenz und der Versicherung Debeka, wurde jetzt in Ahrweiler vorgestellt.
Es gliedert sich in einen Dreistufenplan: präventive Maßnahmen, das richtige Verhalten bei Eintritt einer Schadenslage sowie die Maßnahmen in deren Folge. „Eine Reihe von Erfahrungen haben wir nach der Flutkatastrophe im Ahrtal gesammelt, die wir einbringen konnten. Bei der fachlichen Bearbeitung wurden wir durch Experten aus den Bereichen Katastrophenschutz und Versicherer unterstützt“, beschreiben Hellrich und Krautscheid den Entstehungsprozess. So konnte Dieter Franke, 37 Jahre Pädagogischer Leiter an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) als Bundesaus- und Weiterbildungsstätte (heute BABZ; Standort Bad Neuenahr-Ahrweiler) gewonnen werden. Der heutige Pensionär gilt als einer der profundesten Experten im Bereich Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in Deutschland und nahm ebenfalls an der Präsentation in Ahrweiler teil.
Für die Handwerkskammer ist die Bearbeitung des Krisenleitfadens ein wichtiger Schritt im Aufarbeitungsprozess der Ahr-Katastrophe. „Er soll den Handwerksbetrieben als Orientierung einer besseren Krisenbearbeitung dienen. Schon im Vorfeld lassen sich bauliche oder organisatorische Vorbereitungen treffen. Im Ernstfall ist es natürlich wichtig, wenn jeder seine Aufgaben kennt und auch weiß, wie Maßnahmen umzusetzen sind. Wir bieten eine konkrete Handreichung und sensibilisieren außerdem, sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen.“ Das schließt nicht nur Hochwasser ein, sondern auch andere Auslöser, aus denen sich eine Krise ergeben kann. Und es beschränkt sich nicht auf eine Region, sondern kann überregional genutzt werden.
Das Konzept beinhaltet eine Checkliste mit den notwendigen Versicherungen für Handwerksbetriebe, um sich gegen die finanziellen Folgen von Naturgefahren abzusichern. „Jenseits der wichtigen Fragen rund um den Versicherungsschutz liefert der Leitfaden aber auch im Bereich der Prävention und betrieblichen Organisation hilfreiche Handlungsempfehlungen. Gerade bei Naturgefahren, wie zum Beispiel extremen Hochwasserereignissen, kommt der Schadenverhütung eine enorme Bedeutung zu", erklärte Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka, bei der Präsentation.
In die brachte sich auch Rainer Zeimentz ein, der als Leiter der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz für das Innenministerium wie auch als ständiger Teilnehmer im Krisenstab Handwerk an der Veranstaltung teilnahm. Die bereits kurz nach der Flutkatastrophe initiierten, wöchentlichen Jour-Fixe-Runden der HwK brachten wichtige Akteure aus den Helferkreisen, Energieversorgung, Politik und Handwerk an einen Tisch und galten schnell als effektives Instrument für eine koordinierte Wiederaufbauhilfe. Hier entstand auch der Gedanke für die Internetplattform „handwerk-baut-auf.de“, die bis zum heutigen Tag über 1.000 Hilfsmaßnahmen des Handwerks führt. An genau diese effektive, zielgerichtete und vor allem schnelle Hilfe erinnerte Rainer Zeimentz gern: „Sie haben eine offene Koordinierung angeboten. Das heißt: Man erkennt die Notwendigkeit und bringt alle zusammen, die das auch so sehen, über Zuständigkeiten wird nicht diskutiert. Es wird getan, was gemeinsam getan werden kann – und das im ,HwK-Tempo‘ “, wie ich es bis heute nenne und beobachte.“ Der neue Leitfaden sei eine logische Folge, die den „Geist der Offenheit“ widerspiegele, mit dem die HwK zusammen mit den anderen Akteuren seit drei Jahren aktiv sei.
Die Handwerkskammer Koblenz stellt den Leitfaden allen Mitgliedsbetrieben und weiteren Interessenten online und in gedruckter Form kostenlos zur Verfügung.